Leichtathletik

Birkebeinerlauf Norwegen

Thomas Reidick ist auf dem Weg zu seinem Marathon in Tromsø- zumindest teilweise zu Fuß

Das große Ziel liegt in greifbarer Nähe: der Tromsø-Marathon - zumindest für Thomas Reidick, der seinen Urlaub in Norwegen einem großen Ziel gewidmet hat. Hier sein Bericht über die - jedenfalls teilweise - in wahrsten Wortsinne "laufende" Anreise:

" Meine Frau Susanne und ich sind gerade mal wieder in Norwegen. Wir haben dieses faszinierende Land schon viele viel Male bereist, aber dieses Mal wollen wir so weit nach Norden vordringen, wie bisher noch nie. Unser Ziel ist Tromsø, wo ich am 17. Juni am Midnight Sun Marathon teilnehmen möchte. Was es damit auf sich hat werde ich später berichten.

Auf dem Weg nach Norden haben wir am Samstag (10. Juni) Lillehammer passiert. Und we­lcher Läufer könnte widerstehen, wenn dort just an dem Tag eine der größten und bekann­testen Laufveranstaltungen Norwegens, der Birkebeiner-Løpet stattfindet.

Mit den Birkebeinern begann alles schon im Jahre 1206. Der damalige Thronfolger des verstorbenen norwegischen Königs war noch ein Säugling und musste im Rahmen von Thronnachfolgestreitigkeiten in Sicherheit gebracht werden. Zwei Gefolgsleute des Königs brachten das Kind in einem winterlichen Gewaltmarsch von Lillehammer über die Berge ins 55km entfernte Østerdalen.

Seit 1932 wird jährlich entlang der Strecke, die die Retter damals nahmen, ein Skirennen ausgetragen, an dem ich bereits zweimal teilnehmen durfte und von der Stimmung begeistert war. Seit 1993 gibt es eine Mountainbike-Veranstaltungen und seit 1998 die Laufveranstaltung. Eine Stunde vor Meldeschluss hatte ich mich am Vorabend angemeldet und beschlossen, im Rahmen der Marathon-Vorbereitung meinen letzten langen Dauerlauf im Rahmen des Rennens zu absolvieren. Wie schon bei den Ski-Langläufen war ich begeistert von der Organisation. Der Verkehr wurde bei der Anreise so gelenkt, dass wir nahezu ohne Stau auf eine große Wiese geleitet wurden. Mit vielen Bussen war ein Shuttle-Service eingerichtet zum Olympia-Stadion von 1994 in Lillehammer. Dort gab es direkt vor Ort die Startunterlagen und bei wunderbarem, sonnigen und warmen Wetter konnte ich die Stimmung und die Sport­be­geisterung der Norweger auf mich wirken lassen. Ganz entspannt, da ich ja nur trainieren wollte.

Gestartet wurde in Wellen alle 5 Minuten. Da ich mich so spät gemeldet hatte und nicht mehr viele Startplätze frei waren, konnte ich mich nur in eine viel zu schnelle Gruppe einsortieren und war nach 1000 Metern am Ende des Feldes, weil ich der Versuchung widerstehen konnte, mit dem Pulk loszurennen. Was mich dann sehr überraschte war die Tatsache, dass ich gleich an der ersten Steigung auf einen kollektive Walking-Gruppe traf. Geschätzt 90 Prozent der Gruppe ging den Anstieg hoch, sodass ich laufend gleich einige LäuferInnen wieder überholte. Wie bei einem Katz- und Mausspiel setzte sich das während des gesamten Laufes so fort. Bergauf lief ich vorbei, abwärts stürmten die Horden an mir vorbei – sofern die Strecke das zuließ. Die führte nämlich über Stock und Stein, Wiesen und Sümpfe, Bretterstege und durch Bäche. Da ich ja nur im Trainingsmodus war, überließ ich an manchen Stellen verdutzen Mit­läuferInnen gerne den Vortritt und hielt mich zurück und konnte so den Lauf richtig genießen.

Ich hatte mir einen Schnitt von 6:00 Minuten/km vorgenommen und kam exakt damit nach 2 Stunden ins Ziel an der Håkons Hall, der Olympiahalle von Lillehammer. Auch hier war die Stimmung grandios, die Norweger können sportliche Ereignisse nicht nur hervorragend organisieren, sondern auch ausgelassen feiern. Und natürlich gab es als Zielverpflegung Pølser, eine in einen Fladen eingewickelte Brühwurst, die nach Nichts schmeckt und deshalb gleich mit Senf plus Ketchup dick einbalsamiert wird.

Alles in Allem hat die Teilnahme so sehr Spaß gemacht, dass ich schon überlege, ob ich noch zum Trail-Läufer werde. Und für die Schon-Trail-Läufer im PSV: Es gibt auch einen Birken-Marathon und einen Ultra-Birken, schaut selbst www.birkebeiner.no.

Und für Trainer Udo: Ich bin tatsächlich und nur subsubsub gelaufen und es geht meinen Beinen besser als Mitte letzter Woche noch in Kassel…